Sauerklee

Zwar trägt er dreiteilige Blätter, wie es sich für einen Klee (Trifolium) gehört, aber die schmecken sauer, wahre Kleeblätter dagegen herb-würzig. Damit wird schon klar, dass der Sauerklee (Oxalis acetosella) eine Sonderstellung innehat. Botanisch gesehen ist er überhaupt kein Klee und schon gar kein Schmetterlingsblütler wie die echten Klee-Arten, sondern eben ein Sauerklee aus der Familie der Sauerkleegewächse. Sobald er blüht, wird dies auch deutlich: Seine Blüten sind wunderbar zarte Schalen aus je fünf Kronblättern, jedes strahlend weiß und von violetten Äderchen durchzogen. Auf zierlichen roten Stielchen schaukeln sie knapp über den Blättchen und stehen so dicht, dass sie sich wie eine Matte über dem Boden ausbreiten.

Nur kurze Zeit im Frühling fällt einem der Sauerklee ins Auge, nämlich zur Blütezeit. Im Frühsommer bereits ist alle Pracht vorbei, die Blättchen verfärben sich dunkelgrün, dazwischen stehen unscheinbare, langgestreckte Fruchtkapseln, jeweils höchstens einen Zentimeter lang. Der Sauerklee kriecht mit kaum bleistiftstarkem Wurzelstock und vielen Ausläufern knapp unter der Erdoberfläche durch den Boden, oft sogar nur durch die aufliegende Blattstreu. Nach oben schickt er allein die Blatt- und Blütenstiele.

waldsauerklee

Schattige Wälder sind sein Lebensraum, selten trifft man ihn an leicht besonnten Stellen an. Dort klappt er seine Fiederblättchen nach unten zusammen, was er im Übrigen ohnehin jeden Abend macht – er geht schlafen.

Blätter, vorzugsweise ganz junge, noch leuchtend hellgrüne, sind essbar – sie schmecken erfrischend säuerlich. Je älter und dunkler sie werden, desto mehr verlieren sie an Zartheit und werden allmählich bitter. Bei einem Spaziergang sind frische Blättchen höchst willkommen, um Durst zu löschen – ähnlich wie beim Sauerampfer. Auch die Blüten sind essbar, sie haben weniger Säure.

Im Garten und im Blumentopf auf der Fensterbank macht sich oft ein Verwandter des heimischen Sauerklees breit: der Aufrechte Sauerklee (Oxalis fontana) mit kleinen gelben Blüten. Er treibt längere Stängel – sofern man ihn lässt und nicht als Unkraut jätet – und verzweigt sich.

aufrechter-sauerklee

Eher an Mauern, Wegrändern oder in Weinbergen trifft man den Hornsauerklee (Oxalis corniculata) an, der gewöhnlich am Boden entlang kriecht.

Hornsauerklee

Beide Arten sind genießbar, man sollte sie jedoch nicht in allzu großen Mengen verzehren – wie auch den Wald-Sauerklee. Ähnlich wie Rhabarber und Sauerampfer enthalten alle Sauerklees Oxalsäure, die in höherer Dosierung die Nieren angreifen kann.

Karin Greiner