Breitwegerichsamen – kleine Körner mit großer Tradition
Wer im Spätsommer an einem Feldweg entlanggeht, sieht ihn fast überall: den Breitwegerich – mit Blüten, Früchten und Samen.
Breitwegerich ist eine der bekanntesten Wildpflanzen Mitteleuropas – trittfest, genügsam und schon seit Jahrhunderten ein treuer Begleiter des Menschen. Während die breiten Blätter meist im Zusammenhang mit Heilwirkungen genannt werden, geraten die eigentlichen Samen oft in Vergessenheit. Dabei sind sie ein spannender Teil der Pflanze und haben mehr zu bieten, als es ihr unscheinbares Aussehen vermuten lässt.
Vom Blütenstand zum Samenkorn
Nach der Blüte bildet der Breitwegerich längliche Fruchtstände, die sich im Laufe des Sommers bräunlich färben.
Darin sitzen die winzigen Samen – kaum größer als ein Stecknadelkopf. Wer sie sammelt, merkt schnell, dass Geduld gefragt ist. Früher war die jedoch selbstverständlich. In Zeiten, in denen jede essbare Pflanze genutzt wurde, waren die Samen des Breitwegerichs eine willkommene Ergänzung.
Inhaltsstoffe im Detail
So klein die Körner sind, so interessant ist ihre Zusammensetzung. Sie enthalten:
- Ballaststoffe, die im Verdauungstrakt aufquellen und ein langes Sättigungsgefühl erzeugen.
- Schleimstoffe, die Flüssigkeit binden und für eine sanfte Wirkung auf Magen und Darm bekannt sind.
- Mineralstoffe wie Kalium und Calcium.
- geringe Mengen an Proteinen.
Damit stehen die Samen in einer Reihe mit anderen bekannten Quellstoffen wie Flohsamenschalen oder Leinsamen. Zwar sind sie mengenmäßig nicht so ergiebig, doch sie verdeutlichen, wie vielseitig die Pflanzenwelt am Wegesrand genutzt werden kann.
Verwendung in der Ernährung
Die reifen Samen können direkt oder getrocknet verwendet werden. In kleinen Mengen lassen sie sich ins Müsli mischen, in Backwaren geben oder als Ergänzung in Suppen und Breien nutzen. Ihr Geschmack ist mild-nussig, die Konsistenz erinnert an andere kleine Körner wie Sesam oder Mohn. Durch ihre Quellfähigkeit tragen sie dazu bei, Speisen saftiger zu machen und länger frisch zu halten.
Volksmedizinische Bedeutung
In der Volksmedizin wurden die Samen ähnlich wie Flohsamen eingesetzt – als natürliches Mittel für eine gesunde Verdauung. Auch in der Klostermedizin fanden sie Erwähnung, meist im Zusammenhang mit Magen-Darm-Beschwerden. Heute ist dieses Wissen weitgehend in Vergessenheit geraten, erlebt aber im Zuge der Wildkräuter-Bewegung eine gewisse Wiederentdeckung.
Ein Schatz am Wegesrand
Ob als kleine Zutat im Brot, als Ergänzung im Frühstück oder einfach als Beispiel dafür, wie viel Wertvolles in vermeintlich unscheinbaren Pflanzen steckt – die Samen des Breitwegerichs sind ein Stück lebendiger Kulturgeschichte. Sie zeigen, dass nicht nur exotische „Superfoods“ interessante Inhaltsstoffe bieten, sondern auch ganz gewöhnliche Pflanzen, die direkt vor der Haustür wachsen.
Kurz gesagt: kleine Körner, große Wirkung
- Allgegenwärtig: Breitwegerich wächst fast überall dort, wo Menschen unterwegs sind – sogar zwischen Pflastersteinen.
- Winzig, aber zahlreich: Eine einzelne Pflanze produziert Hunderte bis Tausende Samen – genug, um eine kleine Handvoll zu sammeln.
- Historische Notnahrung: Früher wurden die Samen getrocknet und zum Strecken von Mehl oder als Notnahrung genutzt.
- Verwandtschaft: Breitwegerich gehört zur gleichen Familie wie Flohsamen, die heute als Naturheilmittel bekannt sind.
- Sanfte Wirkung: Die Schleimstoffe in den Samen unterstützen die Verdauung – ähnlich wie Leinsamen oder Flohsamenschalen.
Rezepte mit Breitwegerichfrüchten und Breitwegerichsamen