Weißwurst mit polnischer Soße – mein Stück Heimat
Wer an Weißwurst denkt, hat oft sofort Bayern im Kopf. Doch auch in Schlesien kennt man diese Wurst, allerdings wird sie dort auf ganz andere Weise gegessen als in Bayern, wo man sie vorzugsweise mit süßem Senf und einer Salzbrezel serviert – meist zum Frühstück.

Die schlesische Weißwurst kommt mit Soße auf den Teller. Zwiebelsoße oder polnische Soße (wie bei meiner Familie) – begleitet von Salzkartoffeln und Sauerkraut. Und gegessen wird sie zu jeder Tageszeit.
Ihre helle Farbe verdankt die Weißwurst dem Verzicht auf Pökelsalz; stattdessen stehen Fleischqualität und eine feine, ausgewogene Würzung im Vordergrund. Die Konsistenz ist saftig, fast schon weich.
Das Hauptaroma dieses Gerichts liefert die Polnische Soße, eine weihnachtliche Soße aus Malzbier, Wurzelgemüse und Lebkuchen.



Weißwurst mit polnischer Soße gab es in meiner Familie nur einmal im Jahr: an Heiligabend. Diese Gewohnheit behalte ich bei, denn ich liebe dieses Gericht und serviere es familien-traditionell mit Salzkartoffeln und Sauerkraut.

Dazu trinke ich ein Fläschchen bayerisches Bier.
Weißwurst mit polnischer Soße
2
Portionen40
MinutenZutaten
175 g Soßenkuchen
500 ml Malzbier
4 Weißwürste
40 g Butter
1 Zwiebel
1 Pastinakenwurzel
1 Petersilienwurzel
1 Mohrrübe
1 Scheibe Knollensellerie
½ Stange Lauch
250 ml Weißwein
Salz/Pfeffer
1 EL Zitronensaft
Zubereitung
- Soßenkuchen in Stücke schneiden und im Malzbier einweichen.
- Gemüse putzen, schälen und in kleine Würfel schneiden. Lauch putzen und in Scheiben schneiden.
- Butter in einem Topf erhitzen, Gemüse hinzufügen, unter Rühren anbraten.
- Wein zum Gemüse geben und alles 30 Minuten köcheln lassen.
- Soße mit dem Stabmixer pürieren, mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.
- Würste in der Soße bei sehr kleiner Hitze heiß werden lassen.
Hinweis
- Dazu schmecken Sauerkraut und Salzkartoffeln.
- Zum Erhitzen der Weißwürste darf die Soße nicht zu heiß sein, sonst platzt die Wurstpelle. Das ist zwar nicht schlimm, sieht aber nicht schön aus.
An Weihnachten in meiner Kindheit erinnere ich mich sehr gern. Und in meiner Erinnerung hatten wir immer weiße Weihnachten, obwohl das natürlich nicht stimmt. Wir hatten zwar mehr und öfter Schnee als heute, aber es gab bestimmt auch oft grüne Weihnachten.
Egal, in meiner Erinnerung war die Weihnachtszeit weiß. Es schneite wie verrückt und der Schneepflug, ein dreieckiges Ungetüm aus dicken Holzbalken, gezogen von einem Trecker, räumte die Straßen frei.
Und ich erinnere mich an die Schlittenfahrten, denn Hügel, die wir runterfahren konnten, gab es in meinem Dorf genug. An meinem Schlitten war eine kleine Messingglocke befestigt, die während der Fahrt fröhlich bimmelte.
Den Christbaum kauften wir zwar, schlugen ihn aber persönlich. Denn jeden Dezember zogen wir mit anderen Dorfbewohnern und mit einem Fuchsschwanz (kleine Handsäge) bewaffnet in den nahegelegenen Wald, wo der Förster uns Tannenbäume zeigte, die gefällt werden durften. Mein Vater und mein Bruder schleppten den Baum dann nach Hause, wo er im gusseisernen Christbaumständer befestigt und dann geschmückt wurde – mit silbernem Lametta, roten Kerzen und roten Kugeln. Gekrönt wurde der wohlriechende Baum dann mit einer mundgeblasenen, silbern glänzenden Spitze.
An Heiligabend dann zogen schon am Vormittag verlockende Düfte durch die Wohnung, denn meine Mutter bereitete das obligatorische Weihnachtsessen vor: Weißwürste in Polnischer Soße. Dazu gab es Sauerkraut und Salzkartoffeln.
Das Sauerkraut war natürlich selbst gemacht. Jeden Herbst kauften wir ein Dutzend Kohlköpfe, liehen uns bei den Nachbarn den großen Krauthobel aus, und dann ging es an die Arbeit: Hobel auf eine Zinkwanne legen und Krautkopf für Krautkopf in feine Streifen hobeln. Das gehobelte Kraut wurde dann in ein braunes Steingutfass geschichtet, jede Schicht wurde mit Salz bestreut und mit einem Krautstampfer so lange festgestampft, bis Saft austrat. Zum Schluss musste so viel Saft im Fass sein, dass das Kraut damit bedeckt war.
Zum Schluss wurde das Kraut mit einem Holzdeckel abgedeckt und mit einem Stein beschwert.
Nach ein paar Wochen war es dann soweit: Das erste Sauerkraut konnte serviert werden. Dazu wurde Butter erhitzt, das Kraut dazugegeben, Gemüsebrühe hinzugefügt und eine halbe Stunde geköchelt. Zum Schluss wurde noch einmal Butter erhitzt, eine in Würfel geschnittene Zwiebel darin hellbraun gebraten und das Ganze dann über das Kraut gegossen. Fertig!
Zum Thema Heiligabend gibt es »Engelsflügel«, eine von mir geschriebene Geschichte – zum Lesen und zum Hören.






