Kirschplotzer mit Wildkräutern
Kirschplotzer mit Mandeln, Grieß und Wildkräutern – Klassiker neu gedacht
Kirschplotzer gehört zu diesen bodenständigen Gerichten, die aus wenig viel machen. Altbackenes Brot, süße Kirschen – fertig ist der Auflauf. Doch es geht auch eine Nummer feiner: Mit gemahlenen Mandeln, etwas Grieß und Paniermehl bekommt der Klassiker mehr Struktur und Aroma. Dazu ein paar frische Wildkräuter, und das einfache Restegericht wird zur modernen Variante.

Die Kombination aus Kirschen und Mandeln funktioniert immer – nicht umsonst sind Mandelkuchen mit Kirschen so beliebt. Der Grieß sorgt für eine feinere Bindung, das Paniermehl gibt Substanz und hilft, überschüssige Flüssigkeit zu binden. Zusammen entsteht eine Textur, die irgendwo zwischen Auflauf und Kuchen liegt – saftig, aber nicht matschig.
Wildkräuter als Gegenpol
Spannend wird’s mit den Wildkräutern. Während der Kirsch-Mandel-Auflauf süß, weich und vertraut schmeckt, setzen die Kräuter kleine Kontraste. Frische, leichte Bitterstoffe, Kräutrigkeit – nicht dominant, aber überraschend. Geeignet sind Kräuter wie:
- Gundermann bringt eine herbe, leicht minzige Note. Gerade zu den süßen Kirschen entsteht so ein interessanter Kontrast.
- Vogelmiere ist mild, fast erbsig im Geschmack, und fügt sich unaufdringlich ins Gesamtbild ein.
- Gundermann für herbe Noten,
- die Blüten der Lichtnelke dienen zur Dekoration des aufgeschnittenen Plotzers
Manchmal reicht eine Handvoll Wildkräuter, um aus einem bekannten Gericht etwas Besonderes zu machen. Mandeln, Grieß und Paniermehl geben Struktur. Wildkräuter sorgen für ein besonderes Aroma.
Kirschplotzer mit Wildkräutern
1
kl. Kastenform20
Minuten45
MinutenZutaten
500 g Kirschen
3 Eier
1 Prise Salz
50 g weiche Butter
50 g Zucker
50 g gemahlene Mandeln
60 g Weichweizengrieß
1 reichliche Prise Zimt
1 Handvoll Wildkräuter (Gundermann, Lichtnelken-Blüten, Vogelmiere)
10 ml Kirschwasser
40 g Paniermehl
Zubereitung
- Kirschen waschen, trocknen, entsteinen.
- Eier trennen. Eiweiß mit einer Prise steif schlagen. Beiseite stellen.
- Ofen auf 180 Grad vorheizen.
- Kleine Kastenform (21 cm lang) mit Backpapier auslegen.
- Butter mit Zucker schaumig rühren.
- Eigelb nacheinander zugeben und verrühren.
- Gemahlene Mandeln, Grieß, Zimt, Kirschwasser und gehackte Wildkräuter unterrühren.
- Kirschen mit dem Paniermehl unter die Teigmasse mischen und zum Schluss den Eischnee unterheben.
- Teig in die Form füllen und ungefähr 45 Minuten backen, bis die Oberfläche goldbraun ist. Abkühlen lassen und mit Puderzucker bestreuen.
Hinweis
- Mit Lichtnelkenblüten dekoriert, sieht der Kuchen beim Servieren besonders hübsch aus.
Der Begriff Kirschplotzer kommt von »plotze«. Das ist alemannisch und bedeutet »fallen«. („Erscht hochhebe, no plotze lo.“ = Erst hochheben, dann fallen lassen.
Ich habe die Kirschen zwar untergerührt, aber es gibt auch Rezepte, in denen man erst den Teig in die Form füllt und dann die Kirschen »hineinfallen« lässt. Ob die dann nach unten sinken, bezweifle ich, denn der Teig ist nicht flüssig, sondern relativ kompakt. Also habe ich die Früchtchen unter den Teig gerührt. Weil ich nicht wollte, dass sie oben schwimmen, sondern gut verteilt sind.
Hinweis:
Bei vielen Kirschplotzer-Rezepten werden die Kirschen nicht entsteint. Das habe ich ein einziges Mal gemacht – einmal und nie wieder. Ständig auf Kirschkerne zu beißen, verdirbt definitiv das Essvergnügen!
Herkunft und Verbreitung von Kirschplotzer
Der Kirschplotzer ist ein traditionelles Gericht aus dem südwestdeutschen Raum, besonders verbreitet in Baden, der Pfalz und Teilen von Hessen. Auch im Elsass und in der Schweiz gibt es ähnliche Varianten. Grundsätzlich gehört er zur großen Familie der Brotaufläufe, die in vielen Regionen Europas verbreitet sind – immer mit dem Ziel, altbackenes Brot sinnvoll zu verwerten.
Der Begriff „Plotzer“ (oder auch „Plutzer“, regional unterschiedlich ausgesprochen) stammt von „plotzen“ oder „plutzen“ und bedeutet im Südwestdeutschen so viel wie „hineinplumpsen“.
Typische Regionen:
- Baden-Württemberg (besonders badische Küche)
- Pfalz
- Saarland
- Teile von Hessen
- Elsass
Der Plotzer ist ein klassisches „Arme-Leute-Essen“, entstanden aus dem praktischen Gedanken der Resteverwertung: altbackenes Brot, Milch, Eier, Zucker – was im Haushalt ohnehin da war. Zur Kirschzeit kamen dann die Kirschen dazu, vor allem die dunklen Süßkirschen, die in Süddeutschland seit Jahrhunderten angebaut werden.
Ähnliche Gerichte in anderen Regionen:
- Kirschenmichel (Franken) – sehr ähnlich, oft mit Semmeln statt Brot
- Scheiterhaufen (Österreich, Süddeutschland) – meist mit Äpfeln
- Ofenschlupfer (Schwaben) – eher mit Äpfeln oder Birnen